Konzertprogramm 2024 «Home»
Der englische Ausdruck «Home» kann im Deutschen sowohl als «Heim», «Haus» oder «Zuhause», wie auch als «Heimat» übersetzt werden. Die vielfältigen Assoziationen und Gefühle, welche sich bei diesen Begriffen bilden, verarbeitet das SSWO in seinem Konzertprogramm 2024 «Home».
Erleben Sie musikalische Skizzen über die majestätische Landschaft des Appenzellerlands, die grossen Wendungen des Lebens, die pulsierenden Stadt New York, über Perspektivenwechsel, das kribbelnde Gefühl des Neuanfangs sowie die farbenreiche Beschreibung von Krisen und die damit verbundene Hoffnung auf Frieden.
Auftragswerk 2024
Der Kompositionsauftrag des SSWO ergeht dieses Jahr an die Luzerner Komponistin und Pianistin Luzia von Wyl (*1985), deren Vorliebe für spezielle Rhythmen, ungerade Taktarten und Farben ihren Kompositionsstil einzigartig machen. Von Wyl gelingt es, komplexe, aber zugängliche, melodiöse, aber nicht banale, jazzige, aber nicht abstrakte Kunst zu schaffen. Die junge Musikerin lässt sich für ihre SSWO-Komposition von New York inspirieren, wo sie ein Jahr gewohnt hat. «Eine Stadt, die mich sehr inspiriert und die ich vermisse. Mein Zuhause war immer die Schweiz und doch wurde New York für mich ein wenig zur zweiten Heimat fernab der Heimat», sagt von Wyl.
Fantasie über eine Appenzeller Volksweise
Paul Huber (1918-2001)
Inst. Carlo Balmelli
Fantasie über eine Appenzeller Volksweise
Das eröffnende Werk «Fantasie über eine Appenzeller Volksweise» des Komponisten Paul Huber (1918 – 2001) fusst auf dem Appenzeller Volkslied «Wie baas isch meer do obe» (Wie wohl ist es mir hier oben). Der Toggenburger skizziert darin musikalisch seine Heimat mit der majestätischen Landschaft des Appenzellerlandes, dem Alpstein und dem Aufmarsch zur Landsgemeinde. Huber selbst zog es nach Studien in Zürich und Paris bald zurück in seine Heimat nach Wil und St. Gallen, wo er es sich zum übergeordneten musikalischen Ziel machte, Tradition und Zeitgeist harmonisch miteinander zu verbinden. Zur Aufführung kommt eine Neuinstrumentierung von Carlo Balmelli der ursprünglich aus dem Jahr 1978 stammenden Komposition.
Traveler
David Maslanka (1943-2017)
Traveler
Mit Wendungen und den grossen Veränderungen des Lebens setzt sich der US-Amerikaner David Maslanka (1943 – 2017) in seiner Komposition «Traveler» auseinander. Das Werk entstand 2003 im Auftrag der University of Texas at Arlington Band Alumni Association anlässlich der Pensionierung des scheidenden Bandleaders der UT Arlington, Ray C. Lichtenwalter. Auf Grundlage des Chorals «Nicht so traurig, nicht so sehr» sinniert der Komponist über den letzten Lebensabschnitt, welchen er zunächst als freudige Kumulation der gesammelten Erlebnisse und Erfahrungen als Geschenk des Lebens wahrnimmt. Im Laufe der Komposition beruhigt sich der Puls der Musik und Maslanka bereitet den Zuhörer auf den nächsten grossen Schritt vor – eine Reise des Geistes, der Seele in Zeit und Ewigkeit.
Fifth Avenue (Louboutin Sells Horns Now)
Luzia von Wyl (*1985)
SSWO-Auftragskomposition
Fifth Avenue (Louboutin Sells Horns Now)
Der Kompositonsauftrag des SSWO geht 2024 an die Luzerner Komponistin und Pianistin Luzia von Wyl (*1985), deren Vorliebe für spezielle Rhythmen, ungerade Taktarten und Farben ihren Kompositionsstil einzigartig machen. Von Wyl gelingt es, komplexe, aber zugängliche, melodiöse, aber nicht banale, jazzige, aber nicht abstrakte Kunst zu schaffen. Die Komponistin schreibt viel für ihr eigenes zehnköpfiges Contemporary Orchestra, das «Luzia von Wyl Ensemble», hat jedoch auch ein Faible für noch grössere Klangkörper. Die junge Musikerin lebt in Luzern und lässt sich für ihre SSWO-Neukomposition von New York inspirieren, wo sie ein Jahr gewohnt hat. «Eine Stadt, die mich sehr inspiriert und die ich vermisse. Mein Zuhause war immer die Schweiz und doch wurde New York für mich ein wenig zur zweiten Heimat fernab der Heimat», sagt von Wyl.
PAUSE
Warp
Fabian Künzli (*1984)
Neufassung für das SSWO
Warp
Der als Dozent für Komposition und Arrangement an der Zürcher Hochschule der Künste lehrende Thurgauer Fabian Künzli (*1984) setzt in seinem Werk «Warp» (vom Englischen «to warp», verbiegen/verzerren) ein einziges melodisches Thema als Rückgrat der Komposition ein. Durch Wiederholungen, zum Beispiel über längere Zeit gleich bleibendes Pulsgefühl oder Schwerpunktsetzungen, werden auf verschiedenen Ebenen Muster entwickelt und gefestigt, die dann gebrochen bzw. in einen neuen Kontext gesetzt werden. Dadurch wird das Publikum immer wieder zu einem Perspektivenwechsel gezwungen: Rhythmische Patterns, Motive, Gesten und auch Harmonien werden plötzlich anders gehört als noch unmittelbar davor. Künzlis Werk eröffnet mit einem fulminanten Drive, der wohl auch auf den in der Science-Fiction gern verwendeten Warp-Antrieb anspielt. Ein fiktiver Antriebsmechanismus, mit dem Reisen mit Überlichtgeschwindigkeit durch gezieltes Krümmen der Raumzeit ermöglicht würden und der einem erlauben würde, fast gleichzeitig an verschiedenen Orten zu Hause zu sein. Die im Auftrag des Zürcher Blasmusikverbandes entstandene Komposition wird vom SSWO in einer Neufassung des Komponisten präsentiert.
Home away from Home
Catherine Likhuta (*1981)
Home away from Home
Die junge ukrainisch-australische Komponistin Catherine Likhuta (*1981) verarbeitet in ihrem 2019 für die Columbia University komponierten Werk «Home away from Home» das Gefühl des Aufbruchs von Jungstudenten, die das elterliche Nest verlassen und sich ein neues Zuhause («Home away from Home») aufbauen. Likhuta setzt die aufregende und emotionale Phase der Abnabelung und Autonomiefindung, das kribbelnde Gefühl des Neuanfangs und die Melancholie beim Rückblick auf Vorangegangenes musikalisch um und vermischt Emotionalität mit traditioneller ukrainischer Volksmusik. Der Heimatbegriff ist für die Komponistin selbst etwas ganz Besonderes: Geboren und aufgewachsen in der Ukraine, lebte sie zunächst für 11 Jahre in den USA und zog 2012 nach Australien. Heute hat sie an jedem dieser Orte ein Stück Zuhause in der Ferne gefunden.
The Colors of Tali
Thomas Doss (*1966)
The Colors of Tali
Das abschliessende Werk, The Colors of Tali des österreichischen Komponisten Thomas Doss (*1966) setzt sich, obschon 2009 zu Papier gebracht, mit einem hochaktuellen Thema auseinander. Es beschreibt die Wahrnehmung der religiösen Konflikte zwischen Palästinensern, Christen und Juden aus der Sicht des 13-jährigen israelischen Mädchens Tali. In Form eines Gedichtes wird der Blick des Kindes auf diese Auseinandersetzungen, die sich seit Generationen in ihrem Land abspielen und doch zu keiner Lösung führen, wiedergegeben. Dieser berührenden und farbenreichen musikalischen Beschreibung von Krieg und Zerstörung, aber auch Heimatgefühl und Hoffnung auf Frieden kommt angesichts des aktuellen Konflikts im Gazastreifen eine ganz besondere Bedeutung zu.